Schwimmendes Kitz!



Wenn andere noch schlafen, summt bei mir schon die Drohne über den Feldern – auf der Suche nach jungem Leben im hohen Gras. Die diesjährige Kitzrettungssaison war intensiv, fordernd und zutiefst bewegend. Insgesamt habe ich im ersten Schnitt 455 Hektar auf 147 Feldern abgeflogen. Der zweite Schnitt steht noch bevor, doch schon jetzt steht fest: Diese Saison werde ich nie vergessen.
38 Rehkitze konnten wir retten – jedes einzelne ein kleines Wunder. Doch ein Erlebnis hat sich mir besonders eingebrannt: Eine Geiß versuchte, ihr frisch gesetztes Kitz über einen Wassergraben zu lotsen. Sie sprang hin und her, drehte sich immer wieder um – als wollte sie ihm zeigen, wie es geht. Doch das Kitz war zu schwach. Es sprang und landete im Graben. Für einen Moment stockte uns allen der Atem. Dann begann das winzige Tier zu schwimmen – mit letzter Kraft kämpfte es sich an das rettende Ufer. Nur wenige Augenblicke später trafen unsere Helfer ein. Es war einer dieser seltenen, rohen Momente, in denen man begreift, wie dünn der Faden ist, an dem tierisches Leben manchmal hängt.
Diese Arbeit ist kein Nebenbei-Projekt – sie verlangt Einsatz. Ich habe acht Urlaubstage für die Kitzrettung aufgebracht und etwa 100 Stunden in Vorbereitung, Flüge und Nachsorge investiert. Aber jedes gerettete Kitz, jedes Fiepen, wenn man es aus dem Gras hebt, macht all das wertvoller als jede Freizeit.
Die Technik hilft – aber es ist der Wille, die Leidenschaft und das Zusammenspiel mit Helfern und Landwirten, die echte Kitzrettung möglich machen.
